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Rezension des Aufsatzes:

Blühm, Elger: Johann Heinrich Zedler und sein Lexikon, in: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau, Bd. 7, Würzburg 1962, S. 184-200

Die an sich banale Feststellung, dass das so häufig zu Rate gezogene Universal-Lexicon wie selbstverständlich mit dem Namen seines Verleger Zedler identifiziert wird, obwohl dies zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Nachschlagewerkes gar nicht üblich war, inspirierte Elger Blühm dazu, sich im vorliegenden Aufsatz mit jenem Verleger zu befassen, über den selbst nur wenig bekannt ist. Anfangs bewerkstelligt er dies, indem er Zedlers Lebensgeschichte anhand markanter Lokalitäten - der Jugend in Breslau und den Lehrjahren in Hamburg etwa - abschreitet; doch schon bald, anlässlich des Eingehens auf Zedlers erste Großprojekte in Leipzig, weitet sich Blühms Perspektive: Er analysiert Zedlers Geschäftsgebaren hinsichtlich seiner generellen Schwächen, ordnet das Universal-Lexicon in den vielfältigen Reigen ähnlich aufklärerischer Enzyklopädien des 18. Jahrhunderts, deren (deutschsprachiger) Höhepunkt es sei, ein und beschreibt schließlich nicht nur die Widerstände der konkurrierenden Buchhändler und der Zensurbehörden, sondern durchleuchtet sie auch hinsichtlich ihrer Motivation. Mit der Darstellung des auf diese Hemmnisse zurückgehenden Konkurses Zedlers und seines erzwungenen 'Ruhestands' lässt Blühm seinen Aufsatz aber nicht enden; er legt abschließend die Umorganisation der Redaktionstätigkeit seitens Ludovicis dar und nimmt dessen etwas euphorisch ausgefallene Beschreibung zum Anlass, auch Zedlers wohl wichtigstes Projekt, eben das Universal-Lexicon, zu charakterisieren: als Ausdruck der deutschen Aufklärung, die bei aller Fortschrittlichkeit nicht so polemisch gewesen sei wie etwa die französische.

Den eingangs selbstgestellten Anspruch an seinen Aufsatz ("[a]n Johann Heinrich Zedler zu erinnern, dies - und mehr nicht - soll hier getan werden") gibt Blühm damit im Verlauf der Untersuchung erkennbar auf. Dieser unter anderen Umständen fatale Verlust des Fokus geschieht hier allerdings nicht zum Schaden des Lesers. Zwar erschließt der Autor keinerlei neue Quellen, zumal er sich ohnehin lediglich auf wissenschaftliche Abhandlungen, bereits edierte Schriftstücke von Zedlers Zeitgenossen sowie Artikel aus damaligen Zeitungen und natürlich dem Universal-Lexicon selbst stützt. Blühm aber bietet nicht nur eine zusammenhängende, stimmige Schilderung der Zedlerschen Biographie - schon dies angesichts der mangelhaften Quellen- und Forschungssituation nützlich -, sondern beleuchtet darüber hinaus auch noch in aller gebotenen Kürze das geistes- und gesellschaftsgeschichtliche Umfeld seines Untersuchungsgegenstandes, wobei er sogar interessante Fragen aufwirft (etwa die nach den Gründen für die Existenz einer wahren 'Kolonie' Breslauer Buchhändler im Hamburg des 18. Jahrhunderts). Obgleich dabei manche Charakterisierung ein wenig überschwenglich ausfällt, stellt sein Aufsatz deshalb die bislang beste Einstiegslektüre für jeden dar, der sich eingehender mit Zedler und seinem Werk auseinandersetzen will.

[Christof J. Heymann]

Querverweis: Die Zedleriana enthalten den Volltext des Aufsatzes von Elger Blühm.



© Redaktion Zedleriana 2002  Zum Seitenanfang