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Rezension des Aufsatzes:

Beachy, Robert: Reforming Interregional Commerce: The Leipzig Trade Fairs and Saxon Recovery from the Thirty Year's War, in: Central European History 32 (1999), No. 4, S. 431-452

Robert Beachy nimmt in diesem Aufsatz Leipzigs Erfolg als Messestandort im 17. Jahrhundert bei gleichzeitigem Absinken konkurrierender Messestädte in die Bedeutungslosigkeit zum Anlass, am Beispiel der Leipziger Wechselordnung und des dort eingesetzten Handelsgerichts die rechtlichen Reformen im Bereich des überregionalen Handels als wichtigen Aspekt der erfolgreichen sächsischen Wiederaufbaupolitik nach dem Dreißigjährigen Krieg zu beleuchten. Beachy eröffnet seine Ausführungen mit einer knappen, aber fundierten Darstellung der Erholung der gesamten sächsischen, speziell aber auch der Leipziger Wirtschaft in der Nachkriegsphase, verbunden mit einem Überblick über die bisherige Forschung, der auch die neuere Literatur erfaßt. Nach diesem allgemeineren Teil beschränkt sich der Autor auf eine Schilderung der Vorgänge, die infolge der pestbedingten Rezession von 1680 zur Etablierung der sogenannten "Handelsdeputierten" – einer Vereinigung der Fernkaufleute – sowie der Verwirklichung der von diesen eingeforderten handelsrechtlichen Reformen führten. Den Schwerpunkt dieser Untersuchung bildet eine recht gründliche Analyse der sozialen Zusammensetzung des Leipziger Stadtrats sowie der Krämer-Innung, die sich den Reformwünschen aus ganz unterschiedlichen Motiven heraus widersetzten, wobei Beachy besonders im Fall der Gildeangehörigen einen scharfen Mentalitätsgegensatz gegenüber den wagnisbereiteren Fernkaufleuten konstatiert.

Zwar betont Beachy eingangs, daß ihn diese Geschehnisse deshalb interessiert hätten, weil er sie als formative Phase der Prosperität Leipzigs im 18. Jahrhundert betrachte; und seine Verwendung eines längeren Zitats aus dem Artikel "Leipzig" aus Zedlers Universal-Lexicon, um den Leser ans Thema des Aufsatzes heranzuführen, scheint dies auch zu belegen. Allerdings beleuchtet Beachy die Ereignisse lediglich bis ins Jahr 1700, als nach hartnäckiger "Lobbyarbeit" sogar die Krämer-Innung ihren Widerstand gegen die ohnehin übermächtig gewordenen Handelsdeputierten aufgab, wobei er auch dies nur mehr kursorisch erwähnt. Obwohl seine Ausführungen bezüglich der Ursprünge der betrachteten Marktregelungen durchaus erhellend sind, verweigert sich Beachy also einer eigentlich notwendigen, konsequenten Fortschreibung der von ihm postulierten "Wohlstandsgeschichte" Leipzigs bis ins 18. Jahrhundert hinein; erst damit aber wäre seine Beweisführung wirklich stichhaltig. Vielleicht sollte der Leser jedoch für dieses Versäumnis dankbar sein, denn Beachy – der seinen Aufsatz nicht nur auf die einschlägigen Darstellungen, sondern auch auf viele Leipziger Archivalien des 17. Jahrhunderts stützt – scheint nicht gerade mit umfassenden Kenntnissen über das 18. Jahrhundert aufwarten zu können. Während er nämlich des öfteren dankbar auf den erwähnten Artikel aus Zedlers Universal-Lexicon zurückgreift, um die Gegebenheiten der Leipziger Messe im 18. Jahrhundert zu beschreiben, und auch das Kaufmannslexikon von Zedlers Mitarbeiter Ludovici einige Male zitiert, gelingt es Beachy nicht, diese nicht gerade unbedeutenden Protagonisten des Geisteslebens ihrer Epoche korrekt bei ihren Namen zu nennen: Johann Heinrich Zedler verleiht er den damals doch recht ungebräuchlichen Vornamen "Wolfgang", und Carl Günther Ludovici nennt er falsch, aber beharrlich "Heinrich". Abschließend sei gesagt, daß dies dem Rezensenten, der seinen geringen Wissensstand bezüglich der Leipziger Stadtgeschichte des 17. Jahrhunderts hiermit freimütig eingesteht, nicht gerade viel Vertrauen einflößt, was die Sorgfalt von Beachys übrigen Recherchen betrifft.

[Christof J. Heymann]

© Redaktion Zedleriana 2002  Zum Seitenanfang