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Rezension der Dissertation:

Ihm, Fritz: Die volksmedizinische Zahnheilkunde bei Zedler und Colerus. Ein Beitrag zur Hausvaterliteratur in der Zahnheilkunde, München 1959.

Bei der Schrift "Die volksmedizinische Zahnheilkunde bei Zedler und Colerus. Ein Beitrag zur Hausvaterliteratur in der Zahnheilkunde" von FRITZ IHM, einem Zahnarzt aus Prien/Ch. Obb., handelt es sich um eine Dissertation, die der Autor 1959 in München vorgelegt hat. Die 32 Textseiten umfassende Arbeit behandelt Veröffentlichungen Zedlers und Colerus', in denen das Thema "Zahnheilkunde" im Mittelpunkt steht. Zunächst behandelt IHM die Schriften des Predigers JOHANNES COLERUS (? - 1639), wobei er in der Hauptsache Heilmittel gegen diverse Zahnerkrankungen auflistet. In einem zweiten Schritt kommt er dann zu Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexikon, in welchem er eine Reihe von Artikeln gefunden hat, die sich mit der Materie "Zähne" auseinandersetzen.

Die Arbeit IHMs besteht in erster Linie darin, möglichst vollständig alles das im "Zedler" zu sammeln und aufzulisten, was mit der Zahnheilkunde zu tun hat. Eine eigene Systematisierung findet dabei nicht statt. Es findet sich lediglich eine knappe Einleitung (S. 16), in der die Lebensdaten ZEDLERS (1706 - 1760) genannt werden, des weiteren darauf hingewiesen wird, dass dieser einige Schreibgehilfen gehabt habe, und wo die Schlagworte zur Zahnheilkunde im Zedler zu finden sind (bei "dens" und ab "Zahn-Arzt"). Danach gibt IHM den Inhalt der von ihm gefundenen Artikel in indirekter Rede wieder, wobei nur selten knappe Kommentare angefügt werden. Folgende Artikel führt IHM auf diese Weise an: 1. Über den Beruf des Zahnarztes und die Edikte zur Ausübung dieses Berufes, 2. Das Zahn-Ausziehen, 3. Zahn-Balsam, 4. Das Zahn-Bürstlein, 5. Das Einsetzen von Zähnen, 6. Das erschwerte Zahnen bei Kindern, 7. Die Zahnfistel, 8. Die verschiedenen Zahnfleischerkrankungen, 9. Das skorbutische Zahnfleisch, 11. Die Epulsis, 12. Die Parulis, 13. Zahnputzmittel und 14. Die Rezeptsammlung für Zahnweh. Die wenigen beigefügten Interpretationen des Autors sind durch sprachliche Einfachheit und einen formelhaften Schematismus gekennzeichnet. Meist leitet IHM diese mit den Worten "Wir sehen daraus..." ein und versucht dann, Stellung zu beziehen, dies allerdings betont abwägend. Der Tenor lautet meist, dass einerseits einiges von dem, was ZEDLER beschreibt, auch heute noch nützlich sei, dass andererseits aber vieles davon einem mittelalterlich anmutendem Aberlauben entspringe und deshalb mittlerweile überholt sei.

In seinem Fazit stellt IHM fest, dass sich die Textsammlungen von COLERUS und ZEDLER in weiten Teilen ähnelten. Überdies lasse sich erkennen, dass hinter den medizinischen Ausführungen "die humoralpathologische Lehre von den Veränderungen der Säfte und Feuchtigkeiten und von krankhaften Flüssen" (S. 32) stehe. Ursprung dieser Theorie sei die antike "Säftelehre", die im "Zedler" neben volksmedizinischen Vorstellungen die wichtigste Bezugsquelle darstelle. Schließlich folgert der Autor, dass die behandelten Schriften als "ein Spiegelbild der jeweiligen zeitlichen Zahnmedizin" (Ebd.) anzusehen seien.

Insgesamt muss gesagt werden, dass IHMs Dissertation dem heutigen wissenschaftlichen Standard kaum gerecht wird. Nicht nur, dass weder eine eigene Auseinandersetzung mit dem Thema noch eine erforderliche ausführliche Hintergrundrecherche zu den beiden behandelten Autoren stattgefunden hat, auch der Umstand, dass der geschriebene Text im Wesentlichen aus zusammengesuchten Textstellen und nur in spärlichen Teilen aus Selbstverfasstem besteht, zeugen nicht gerade von einer ernsthaften Analyse des herangezogenen Materials. Trotz dieses Missstandes sind die herausgesuchten Textpassagen höchst amüsant zu lesen. Mein Ratschlag an den Leser: Die Kapitelüberschriften aufschreiben und im "Zedler" den Originaltext nachschlagen!

[Stefan Wachner]

© Redaktion Zedleriana 2002  Zum Seitenanfang