Illustration

 

Paul Daniel Longolius

Hauptredakteur der Bände 3 bis 18 (1733-1739)

Paul Daniel Longolius stammte aus einer Familie evangelischer Geistlicher. Er wurde am 1. November 1704 in Kesselsdorf bei Dresden geboren, wo sein Vater als Substitut die Pfarrei betreute, und starb am 24. Februar 1779 in Hof im Fürstentum Bayreuth. Nachdem er zunächst durch einen Hauslehrer unterrichtet worden war, besuchte Paul Daniel seit 1719 die Kreuzschule in Dresden und kam 1724 an die Universität Leipzig. Sein Studium schloß er 1728 als Magister der Philosophie ab. Von nun an hielt er regelmäßig historische, philosophische und "kritische" Vorlesungen. Im Sommer 1734 waren die Vorbedingungen zur Aufnahme als außerordentlicher Professor an die philosophische Fakultät erfüllt. 1735 nahm er allerdings einen Ruf als Rektor des Gymnasiums in Hof an, wo er bis zu seinem Tode blieb. Von allen Mitarbeitern am Universal-Lexikon ist Longolius zweifellos der bekannteste. Er war Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften und publizierte zahlreiche landesgeschichtliche Beiträge, die sich auf Quellenstudien in den Archiven in Ansbach und auf der Plassenburg stützten.

Paul Daniel Longolius gehörte wie Jacob August Franckenstein ursprünglich zum Mitarbeiterstab Johann Burckhardt Menckes. Er hatte zeitweilig sogar im Hause Menckes gewohnt und als Erzieher des jüngsten Sohnes des Professors fungiert. In die Arbeiten für das Universal-Lexikon war er bereits frühzeitig einbezogen worden. Nach dem Rückzug Franckensteins rückte der damals 26-jährige Gelehrte beinahe automatisch in die Position des Hauptredakteurs auf. Durch seine Übersiedlung nach Hof im Juni 1735 sah sich Zedler mit dem Problem konfrontiert, einen neuen Gesamtkoordinator für das Universal-Lexikon zu finden. Als Mitarbeiter konnte Longolius auch im Vogtland tätig sein, die redaktionelle Leitung mußte aber notwendigerweise in Leipzig verbleiben. Insofern erscheint nicht ganz klar, wer diese Aufgabe zwischen 1735 und 1739 übernahm. Eine Beschwerde der Zedlergegner bezeichnete das Projekt als "unter der Direction des Commissions-Raths Rothers und Professor Gottscheds" stehend. In beiden Fällen fehlen jedoch schlüssige Beweise dafür, daß der Jurist und Diplomat Johann Heinrich Rother oder der Philosoph und Sprachwissenschaftler Johann Christoph Gottsched für Zedler arbeiteten.

Longolius Wechsel nach Hof fiel in eine Phase, in der das gesamte Projekt zu scheitern drohte. Johann Heinrich Zedler steckte in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten und sah sich gezwungen, Teile seines Lagers zu Ramschpreisen abzugeben und Teile des Universal-Lexikons zu verpfänden. Seinen Mitarbeitern blieb er die Honorare schuldig. Vor diesem Hintergrund konnte später der Buchdrucker Johann Ernst Schultze behaupten, Zedler habe ihm 1735 das kaiserliche Privileg auf das Lexikon wegen bestehender Verbindlichkeiten gerichtlich abgetreten. Schultze war in Hof ansässig und scheint sich schnell mit Paul Daniel Longolius arrangiert zu haben, welcher bei ihm seine Bücher drucken ließ und seinem Verleger sämtliche Druckaufträge des Gymnasiums verschaffte. Wahrscheinlich war es Longolius, der dem Buchdrucker 1738 die Manuskripte des 17. und des 18. Bandes verkaufte, so daß Johann Ernst Schultze in der Lage war, ein weitgehend identisches Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen. Der Versuch, das Universal-Lexikon zu übernehmen, scheiterte rasch. Aber unabhängig davon, daß Longolius sich offensichtlich zur Weitergabe des Manuskriptes berechtigt fühlte, weil Zedler ihm den Lohn schuldig geblieben war, war er dadurch als Mitarbeiter untragbar geworden.

Literatur:

  • Händel, Fred: Paul Daniel Longolius, in: Fränkische Lebensbilder, Bd. 7, 1977, S. 193-208.
  • Laubmann, G.: Longolius, Paul Daniel, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 19 (1884), Berlin 21969, S. 156 f.
  • Neubig, Andreas: M. Paulus Daniel Longolius, Rector des Gymnasiums zu Hof, nach seinem Leben und Wirken dargestellt, in: Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken, Bd. 7, H. 2, 1858, S. 1-22.
  • Quedenbaum, Gerd: Der Verleger und Buchhändler Johann Heinrich Zedler. 1706-1751. Ein Buchunternehmer in den Zwängen seiner Zeit. Ein Beitrag zur Geschichte des dt. Buchhandels im 18. Jh., Hildesheim 1977, S. 59, S. 168 f, S. 183 f, S. 225-227, S. 238, S. 240.
  • Art. Longolius (Paul Daniel), in: Adelung, Johann Christoph / Heinrich Wilhelm Rotermund: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten=Lexiko, worin die Schriftsteller aller Stände nach ihren vornehmsten Lebensumständen beschrieben werden, Bd. 3, Leipzig 1810, Reprint Hildesheim 1961, S. 2111.
  • Art. Longolius (Paul Daniel), in: Meusel, Johann Georg: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, Bd. 8, Leipzig 1808, Reprint Hildesheim 1967, S. 342-349.

[Jutta Nowosadtko]

© Redaktion Zedleriana 2002  Zum Seitenanfang